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1914, April. August Macke reist mit seinen Freunden Paul Klee und
Louis Moilliet nach Tunis. Die Reise hat Paul Klee in seinem Tagebuch
geschildert, welches das Autorenteam Leif Karpe und Marco Klaß als
Grundlage für eine begeisternde Hörspielproduktion verwendet
haben. Anna Thalbach als Erzählerin, Johannes Rotter aus Macke,
Thomas Nückel als Moilliet und Jochen Malmsheimer als Klee entführen
den Leser in die nordafrikanische Landschaft. Bestechend ist der Klang,
aufgenommen an den Originalschauplätzen. Wer nicht nur hören,
sondern auch schauen will, ist mit der Spurensucherkarte und dem
Leporello bestens bedient, so kann er Stück für Stück die
Reise auch optisch miterleben.
Tunis am Vorabend des Ersten Weltkrieges das Licht des Südens,
das fremdartige Leben und vor allem die unvergleichlichen Farben, die
das doch eher dunklere Europa nicht bieten kann. Künstleraugen,
zumal Maleraugen, sehen anders, was an visuellen Reizen dort auf die
Netzhaut Mackes und Klees trifft, löst bei beiden einen
unglaublichen Schaffensschub aus, während Moilliet erst durch die
Begegnung mit diesem Licht, mit der Landschaft und den Menschen zum Künstler
wird. Macke reagiert mit einem gigantischen Schaffensdrang, als hätte
er geahnt, dass er schon im Spätsommer 1914 an der Front sterben würde.
Klee kann noch viele Jahre von seinen Impressionen in Nordafrika zehren.
Das Hörspiel entführt den Leser in eine Gegend, die für
manchen noch unentdecktes Neuland ist. Er sieht mit den Augen der Maler
und das zeigt ihm andere Schwerpunkte, als wenn er in einem Touristenbus
von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gekarrt wird. Zudem
ist es Karpe und Klaß gelungen, die unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten,
ihre Eigenheiten, ihren Humor und auch ihre Sicht der Dinge
beeindruckend herauszuarbeiten. Auch wer sich bisher noch nicht wirklich
mit dem Werk dieser Künstler, inspiriert durch diese lediglich
vierzehn Tage in Nordafrika, auseinandergesetzt hat, wird mit großem
Vergnügen die CD anhören und er wird sich wünschen, mit
neuen Augen selbst einmal dieses Licht sehen zu dürfen. Die
Stimmen, die Musik, die den Leser mitnimmt in die Landschaft, und auch
die Klänge vor Ort verschmelzen mit den Texten zu einem Gesamtbild.
Der Hörer darf sich dann auf Spurensuche in den Werken Mackes und
Klees begeben und er wird darin so manches finden, was er vorher nie
gesehen hat. So ist die Entdeckung der Farbe eine Möglichkeit,
sich drei sehr unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten und
ihrer Begegnung mit dem afrikanischen Licht zu nähern. Für
Freunde von Macke und Klee in Muss und für alle Kunsteinsteiger
eine herrliche Möglichkeit, mit Maleraugen eine Landschaft kennen
und lieben zu lernen.
csc |
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